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Forex Blog – Wachstumsimpulse bleiben schwach

Sep 21, 2014

Ifo und Europa

Die deutsche Volkswirtschaft befindet sind auf Talfahrt, zumindest hat der ifo-Geschäftsklimaindex von aktuell 104,7 Punkten nach den offengelegten 106,3 Zählern im Monat zuvor erhebliche Zweifel an der weiteren Erholung der Bundesrepublik und somit der gesamten Eurozone aufkommen lassen. Der deutsche Konjunkturmotor ist ins Stocken geraten, soviel ist sicher und selbst lauwarme Worte vermögen ihn nicht mehr geschmeidig schnurren zu lassen, um das Haus Europa etwas besser dastehen zu lassen.

Der kräftige Wachstumsschub in und aus Deutschland, auf den man im gemeinsamen europäischen Währungsraum einerseits verstohlen neidisch, andererseits so hoffnungsvoll im letzten Jahresquartal gesetzt hatte, scheint sich nun insbesondere vor dem Hintergrund der Ukrainekrise, pulverisiert zu haben. Auf gute Nachrichten vermag in Europa gegenwärtig kaum noch jemand ernsthaft setzen zu wollen, was zu einem Rückzug vieler Anleger auf den Finanzmärkten geführt hat. Viele Institutionelle sitzen nun auf einem wahren Berg von Papiergewinnen. Nun wissen viele institutionelle Händler allzu gut, dass sich aus Papiergewinnen echte besorgniserregende Verluste ergeben können.

Draghis Master-Plan

Die “Targeted Longer-Term Refinancing Operations”, abgekürzt TLTRO, stoßen deswegen gegenwärtig bei vielen Bankhäusern auf ein sehr rudimentäres Interesse. Die EZB-Bilanz sollte mit Hilfe des TLTRO-Programms, so Draghis ursprünglicher Master-Plan, um rund 1000 Mrd. Euro aufgepumpt werden. Somit hätte man die ewig währende Problematik um die Inflationserwartung elegant gelöst. Diese dümpelt im Euroraum bekanntlich auf ihrem Allzeittief herum.

Geplant war ein Anheben über oder zumindest auf die Zielmarke von zwei Prozent. Leider haben sich die Märkte in den vergangenen Jahren so mit Liquidität vollgesogen. Stichwort Kapazitätsgrenzen: Lediglich enttäuschende 82,6 Mrd. Euro konnte die EZB bei den Banken unterbringen, bis zu der ersten Milliarde ist es vor dem Hintergrund der kommenden Korrekturphase noch ein sehr weiter Weg, den man vermutlich nicht mehr beschreiten werden wird.

Das Tafelsilber und der Lender-of-last Ressort

Dies ist spannend, zumal viele Banken vor dem Problem stehen, den kommenden Stresstest bestehen zu müssen. Im Falle der HSH Nordbank könnte es klappen, wenn ihr die EZB grünes Licht zur vollen Anrechnung in Höhe von zehn Milliarden Euro am staatlich garantierten Entgegenkommen einräumt.

Bezüglich des TLTRO-Programms scheint sich Super Mario dieses Mal, zumindest vor den Augen der Öffentlichkeit, verrechnet zu haben. Die Zukunft wird es zeigen.

Die Lösung im Arbeitsmarkt

Seit geraumer Zeit versucht die europäische Führungselite die wachsenden Lasten rund um die Staatsschuldenproblematik auf den Arbeitsmarkt zu überwälzen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass beispielsweise die italienische Regierung mit rund 75 Milliarden Euro bei einheimischen Mittelständlern in der Kreide steht. Den aktuellen Zahlen zufolge habe sich das italienische Verbrauchervertrauen im September auf einen Wert von rund 102.00 leicht aufgehellt, doch das Land steckt nach wie vor in einer tiefen Rezession. Die Beteuerungen von Matteo Renzi, das Land entschlossen aus der Krise führen zu wollen, dürften sich in den kommenden Monaten als heiße Luft erweisen.

Selbst in Frankreich, das neben Deutschland bisher ein europäisches Schwergewicht gewesen ist, geht es gegenwärtig an die Schlachtung der heiligen Kühe zu. Zuletzt wurden rund 3,4 Millionen Arbeitslose in die Bücher eingetragen, wobei die Dunkelziffer erheblich höher liegen dürfte. In den europäischen Peripherieländern hat die Austeritätspolitik bereits, auch durch zunehmende Privatisierungsprogramme, einen Abbau des Sozialstaates verursacht. Dass sich diese jetzt auch im Westen Europas breitmachen könnte, dürfte bei der aktuellen Lage keinen mehr weiter verwundern.

Keynes immer noch dominant

„Artificial spending“ war bisher das Mittel der Wahl zur Bekämpfung der europäischen Krise. Was kaum in die Öffentlichkeit vordringt, ist jedoch die Tatsache, dass die bisherigen europäischen Konjunkturpakete allesamt einen Multiplikatorwert unter eins ergeben, was einem klaren Verlustgeschäft gleichkommt und zwar in ca. 80 Prozent der ergriffenen Maßnahmen. Man klammert sich nach wie vor an die Illusion, dass etwas zu unternehmen immer noch besser sei als sich dem Unausweichlichen zu stellen und Pläne für den Neubeginn zu schmieden.

Jedenfalls soll es jetzt laut dem französischen Unternehmerverband Medef an die Streichung von Feiertagen gehen. Wird Europa weiterhin im mikroskopischen Bereich seine Probleme zu lösen versuchen, während eine transparentere Regulierung immer noch in den Kinderschuhen steckt? Oder sollte man doch lieber wie bisher auf das „wohl dosierte“ Eingreifen seitens der EZB setzen?

Ein wenig darüber nachzudenken, was eigentlich momentan vor sich geht, lohnt sich dennoch schon. Man könnte beispielsweise auch argumentieren, dass die EZB-Maßnahmen wirkungsvoll sind, jedoch den Markt bisher spieltheoretisch nicht befriedigt hätten, sprich eine gewisse Kongruenz mit den Erwartungen der Marktteilnehmer gebildet haben.

Ceterum censeo: Es ist schwierig den Standard aufrechtzuerhalten.

In diesem Sinne. Smartest Finance wünscht Ihnen einen angenehmen Handelstag und eine erfolgreiche Restwoche.

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