EZB, Russland, Asien und der Währungskrieg

Dec 04, 2014

EZB macht die Euro-Abwertung wahrscheinlicher

Der Leitzins wurde bei der Notenbanksitzung seitens der EZB nicht verändert. Selbst das einwöchige Zentralbankgeld lässt sich weiterhin mit einem Rekordtiefzinssatz von 0,05 Prozent finanzieren. Bezüglich des Einlagensatzes ergaben sich keine Veränderungen, er bleibt negativ. Auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Zinsentscheidung gab es wenig neue Impulse.

Der EZB-Präsident Draghi stellte die Prüfung der aktuellen geldpolitischen Maßnahmen in Q1/2015 in Aussicht, im Unterton konnte man jedoch zusätzliche erwartete Lockerungsschritte heraushören. Man sprach offiziell von einer Beschleunigung der dafür notwendigen „technischen Vorbereitungen“, sprich: Der Kauf von Staatsanleihen in den kommenden Zeitperioden scheint mehr oder weniger bereits beschlossene Sache zu sein. Eine kommende größere Abwertung der gemeinsamen europäischen Zentralwährung wird somit zunehmend wahrscheinlicher. Bisher haben sich die expansiven Impulse als relativ wirkungslos in Hinblick auf eine zusätzliche Bilanzsummenaufblähung der EZB erwiesen.

Inflation und Wirtschaftswachstum

Mit dieser Währungsabwertung versucht sich die EZB gegen die Inflationssorgen zu stemmen. Unter vielen anderen Faktoren hat der gesunkene Ölpreis das Gegenteil der Erwartungen bewirkt und wird die Inflationsrate noch im aktuellen Jahr um 0,1 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent drücken. Man möge sich kurz in Erinnerung rufen, dass von den obersten europäischen Währungshüter 2 Prozent angepeilt sind. Für die beiden kommenden Jahre gibt es diesbezüglich auch keine besseren Nachrichten.

Die geopolitischen Risiken haben das Vertrauen der Konsumenten und Investoren erheblich erschüttert, was die ohnehin angeschlagene Wachstumsdynamik noch weiter gestört hat. In diesem Jahr rechnet man mit einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 0,8 Prozent, für das Jahr 2015 ist 1 Prozent angestrebt und für 2016 sollen es 1,9 Prozent sein. Diese Werte, obwohl bereits nach unten revidiert, drücken einen ungehemmten Optimismus aus, der sich unter jetzigen Vorzeichen als trügerisch erweisen konnte. Diese Prognosen sind jedoch ein guter Indikator dafür, dass die EZB im kommenden Quartal handeln muss.

Globalpolitischer Währungskrieg

Der Währungskrieg, der sich zwischen den einzelnen Wirtschaftsräumen bereits im Jahr 2010 abgezeichnet hat, nimmt jetzt konkrete Züge an und wird sich weiterhin verschärfen. Insgesamt drei große Faktoren haben den US-Dollar erstarken lassen. Zum einen waren es die mehr oder minder guten US-Daten und die Auswirkungen der „Abenomics“ auf der ökonomischen Seite, zum anderen die geopolitischen Verwerfungen und die daraus resultierende Verbilligung des Rohöls.

Das Resultat war die effektive Dollaraufwertung, welche über die Verteuerung der US-Exporte das ohnehin schwächelnde Wirtschaftswachstum in den USA erheblich treffen wird. Dies wiederum könnte die FED dazu veranlassen die Straffung ihrer Geldpolitik zu überdenken. Das Szenario eines Dominoeffekts im asiatischen Raum, der seine Energie aus der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit der schwächeren Nachbarn Japans speist, könnte sich sehr bald zu der europäischen Rubelproblematik gesellen. Der EZB selbst sind bezüglich ihrer Wahlmöglichkeiten gegenwärtig die Hände gebunden, Russland hat ebenfalls eigene Sorgen. Im Falle eines Herüberschwappens des obigen Einflusses aus Asien wird es an den Währungsmärkten zu einem Verlust jeglicher Gentlemen-Agreements kommen.

Smartest Finance wünscht Ihnen eine angenehme Zeit und alles Gute.

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